Schönheit zahlt sich aus – mehr Gehalt für gutes Aussehen

Zahlreiche Studien belegen, dass attraktive Menschen im Durchschnitt mehr verdienen als ihre weniger attraktiven Kolleg:innen. Der sogenannte Beauty Premium beschreibt diesen Effekt. Eine Meta-Analyse von Hamermesh & Biddle (1994) kam zu dem Ergebnis, dass „überdurchschnittlich attraktive“ Menschen im Durchschnitt bis zu 5 % mehr Gehalt erhalten. Neuere Studien, z. B. von Mobius & Rosenblat (2006), zeigen, dass attraktive Personen bei gleicher Qualifikation auch als kompetenter, intelligenter und sympathischer wahrgenommen werden – Eigenschaften, die sich in der Berufswelt auszahlen.

 

Attraktivität wirkt schon in der Schule – bessere Noten für hübsche Kinder

Der Vorteil schöner Menschen beginnt nicht erst im Berufsleben, sondern bereits in der Schule.

Eine Studie von Ulrich Rosar und seinem Team an einem Gymnasium in Nordrhein-Westfalen ergab, dass besonders attraktive Schülerinnen und Schüler im Schnitt eine dreiviertel Note besser bewertet wurden als ihre weniger attraktiven Mitschüler – bei gleicher Leistung.

Auch eine US-amerikanische Langzeitstudie unter der Leitung von Daniel Hamermesh zeigte, dass als „niedlich“ eingestufte Kinder in standardisierten Tests bessere Ergebnisse erzielten und später häufiger einen höheren Bildungsabschluss erreichten.

Diese Effekte lassen sich durch den sogenannten Halo-Effekt erklären: Lehrkräfte schreiben attraktiven Kindern unbewusst weitere positive Eigenschaften wie Intelligenz oder Fleiß zu, was sich in besseren Noten niederschlägt.

 

Karrierevorteile durch Attraktivität

  1. Bessere Chancen beim Berufseinstieg: Schöne Menschen erhalten häufiger Einladungen zu Vorstellungsgesprächen. Eine Studie der Universität Zürich (2010) zeigt, dass Bewerber mit professionellen Fotos und attraktivem Erscheinungsbild signifikant mehr Rückmeldungen erhielten.
  2. Stärkeres soziales Kapital: Attraktive Personen werden nicht nur positiver beurteilt, sondern knüpfen auch leichter Kontakte – ein nicht zu unterschätzender Vorteil beim Networking.
  3. Verkauf & Kundenkontakt: In Branchen wie Vertrieb, Werbung oder Medien profitieren attraktive Menschen besonders stark, weil sie häufiger als glaubwürdig und überzeugend wahrgenommen werden.

 

Wenn Schönheit zum Nachteil wird

Doch Attraktivität hat auch ihre Schattenseiten – insbesondere für Frauen in Führungspositionen.

  1. Weniger ernst genommen: Eine vielzitierte Studie von Heilman & Saruwatari (1979) zeigte bereits, dass attraktive Frauen bei der Bewerbung auf Führungspositionen schlechter bewertet wurden als weniger attraktive Mitbewerberinnen – vor allem dann, wenn es sich um als „maskulin“ wahrgenommene Jobs handelte. Dieses Phänomen wurde später als „Beauty is beastly“-Effekt bezeichnet.
  2. Stereotype und Neid: Attraktive Frauen werden häufiger mit Klischees wie „oberflächlich“ oder „weniger kompetent“ konfrontiert. Studien zeigen, dass insbesondere weibliche Kolleginnen attraktiven Mitarbeiterinnen teils misstrauischer begegnen.
  3. Sexualisierung und Ablenkung: In männerdominierten Branchen kann Attraktivität auch zu unerwünschter Aufmerksamkeit oder gar Belästigung führen, was die Karriere erheblich belasten kann.

 

Schönheit ≠ Erfolgsgarantie

Trotz des nachgewiesenen Beauty Premium ist Attraktivität kein Garant für beruflichen Erfolg. Kompetenzen, Persönlichkeit, Bildung und Leistung bleiben ausschlaggebend – insbesondere in langfristigen Karriereverläufen.

Außerdem ist Attraktivität subjektiv und kulturell unterschiedlich geprägt. Der Druck, bestimmten Schönheitsidealen zu entsprechen, kann gerade bei jungen Menschen psychische Belastungen hervorrufen – mit steigender Relevanz in der Ära sozialer Medien.

 

Fazit: Vorteil mit Nebenwirkungen

Ja, schöne Menschen verdienen im Schnitt mehr. Ja, sie haben häufig bessere Einstiegschancen. Aber der Preis für diese Vorteile ist nicht unerheblich – insbesondere für attraktive Frauen, die mit Vorurteilen, Neid oder sexualisierter Wahrnehmung kämpfen müssen.

Wirklich faire Arbeitsmärkte erkennen Kompetenz – nicht Körperbau. Und doch zeigt die Forschung: Unsere Gesellschaft ist weit davon entfernt, vollkommen oberflächenunabhängig zu urteilen.

Quellen (Auswahl):

  • Hamermesh, D. S., & Biddle, J. E. (1994). Beauty and the Labor Market, American Economic Review.
  • Mobius, M. M., & Rosenblat, T. S. (2006). Why Beauty Matters, American Economic Review.
  • Heilman, M. E., & Saruwatari, L. R. (1979). When beauty is beastly: The effects of appearance and sex on evaluations of job applicants for managerial and non-managerial jobs, Organizational Behavior and Human Performance.
  • Rosar, U. et al. (2023). Experiment in NRW zeigt: Schöne Schüler bekommen bessere Noten, NW.de.
  • Hamermesh, D. et al. (2019). Wer als „süß“ gilt, schneidet laut Studie bei Tests besser ab, Spiegel.de.
  • Wikipedia-Artikel: Halo-Effekt.

 

Picture of Mag. Birgit Polster

Mag. Birgit Polster

acctus Personalberatung wurde 2004 von Birgit Polster gegründet und hat ihren Sitz in Salzburg. Der engagierte Zugang der Inhaberin und dem 4 köpfigen Beraterinnenteam avancierte das Unternehmen zur führenden Personalberatung in der Region.

Engagement. Diskretion. Professionalität.